Die Riesenschlangen (Boidae) sind ein nicht mehr in der zoologischen Systematik verwendetes Taxon der Schlangen im Rang einer Familie, das die Echten Boas, die Sandboas und die Pythons umfasste. Dieses Konzept wurde aufgegeben, weil nach den Ergebnissen molekulargenetischer Verwandtschaftsanalysen die Pythons mit einigen „primitiven“, eher kleinwüchsigen, grabenden Schlangen näher verwandt sind als mit den übrigen traditionellen Riesenschlangen, die aber ebenfalls keine monophyletische Gruppierung bilden. Zumindest die vormaligen Unterfamilien Boinae (Echte Boas) * und Pythoninae (Pythons) der traditionellen Boidae wurden deshalb in den Rang eigenständiger Familien (Boidae und Pythonidae) innerhalb der Großgruppe Alethinophidia („Höhere“ Schlangen) gehoben. Die Sandboas ** sind heute nurmehr auf die Gattung Eryx beschränkt und werden entweder als Unterfamilie der revidierten Boidae geführt oder – im Zuge neuerer molekulargenetisch basierter Analysen – als eigenständige Familie einer konzeptionell den revidierten Boidae ähnlichen Überfamilie Booidea.
Die traditionellen Boidae wurden zudem mit anderen „primitiven“ Schlangenfamilien in dem Taxon Riesenschlangenartige (Henophidia) zusammengefasst und den noch „primitiveren“ Blindschlangenartigen (Scolecophidia) einerseits sowie den „modernen“ Schlangen (Caenophidia) andererseits gegenübergestellt. Die Monophylie der Henophidia wurde jedoch schon seit den 1980er Jahren in Zweifel gezogen, und heute wird dieses Taxon ebenfalls nicht mehr genutzt.
Die morphologisch gut, jedoch vor allem durch ursprüngliche Merkmale (Plesiomorphien), u. a. zwei annähernd gleich gut ausgebildete Lungenflügel, paarige Carotiden, ein bezahntes Prämaxillare und rudimentäre Beckenknochen und Hinterextremitäten (Aftersporne), begründeten Riesenschlangen würden heute etwas mehr als 100 Arten einschließen. Namensgebend ist der relativ große Wuchs ihrer Vertreter, unter denen sich die längsten und schwersten Formen der rezenten Schuppenechsen (Lepidosauria) finden. Sie ernähren sich überwiegend von kleineren Wirbeltieren und sind nicht giftig, sondern gehören zu den Würgeschlangen.
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