Storndorf ist ein Ortsteil von Schwalmtal im mittelhessischen Vogelsbergkreis. Das gut 800 Einwohner zählende Dorf liegt im Norden des Vogelsberges. Storndorf ist die erste von der etwa vier Kilometer südlich entspringenden Schwalm durchflossene Ortschaft.

Geschichte

Ortsgeschichte

Erste bekannte schriftliche Belege datieren aus dem Jahre 1238. Die Schreibweise des Ortsnamens war sehr verschieden, da man damals noch keine feste Rechtschreibung kannte. So schrieb man 1238 Stozrendorff oder auch Sozrendorff. 1293 hieß es Storrendorff und im 14. Jahrhundert Stormendorf und Sturmdorff. Im nächsten Jahrhundert brauchte man immer mehr die Form Storindorff und ab 1500 wird meist die Bezeichnung Storndorff angewandt.

Im Mittelalter waren die Landesherren über Storndorf die Landgrafen von Hessen. Viele Rechte über den Ort waren als Lehen an die „Familie von Storndorf“ vergeben. Im Jahr 1600 war eine Storndorfer Linie so stark verschuldet, dass deren Hälfte von Storndorf („die Hälfte des Dorfes Storndorf und die Hälfte der außerhalb des Gerichts Storndorf liegenden Güter“) an die Landgrafen zurückfiel. Am 9. August 1634 stellte Landgraf Georg II. von Hessen-Darmstadt seinem Hofrat Ludwig von Seebach als Ausgleich für ausgebliebene Gehaltszahlungen einen Lehensbrief auf die zurückgefallene Hälfte von Storndorf aus. Mit dem Aussterben der Familie von Storndorf gab es ab 1713 so eine hessische und eine seebachische Hälfte an Ort und Gericht Storndorf.

1753 wurde die evangelische Kirche erbaut. Noch bis etwa Ende der 1960er-Jahre verdienten sich etliche Einwohner ein Zubrot als Besenbinder.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Storndorf:

Vom 17. Jahrhundert bis 1939 hatte Storndorf eine jüdische Gemeinde. Sie hatte eine Synagoge, eine Schule, ein rituelles Bad (Mikwe) und einen eigenen jüdischen Friedhof. Die Gemeinde gehörte dem orthodoxen Provinzialrabbinat Oberhessen mit Sitz in Gießen an.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen bildet Storndorf zusammen mit weiteren acht zuvor selbstständigen Ortschaften seit dem 31. Dezember 1971 die Gemeinde Schwalmtal.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, denen XXX angehört(e):

  • vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen
  • ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg
  • 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
  • ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, adliges Amt Storndorf
  • ab 1713: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Amt Storndorf der Herren von Seebach/ landgräfliches Amt Ulrichstein (sowie das Gericht, je zur Hälfte)
  • ab 1806: Großherzogtum Hessen, Fürstentum Oberhessen, Amt und Gericht Storndorf
  • ab 1815: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Ulrichstein, Gericht Storndorf
  • ab 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Romrod
  • ab 1829: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Alsfeld
  • ab 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
  • ab 1838: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
  • ab 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Alsfeld
  • ab 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
  • ab 1867: Norddeutscher Bund Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
  • ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
  • ab 1874: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Schotten
  • ab 1918: Deutsches Reich (Weimarer Republik), Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Schotten
  • ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Alsfeld
  • ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Alsfeld
  • ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Alsfeld
  • ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Alsfeld
  • ab 1971: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Lauterbach
  • ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Vogelsbergkreis, Gemeinde Schwalmtal
  • ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Vogelsbergkreis, Gemeinde Schwalmtal

Gerichte seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Oberhessen (ab 1815 Provinz Oberhessen) wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit für Storndorf das Amt Ulrichstein für den hessischen Anteil und das Gericht Storndorf für die seebachische Teil zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übergingen. „Landgericht Alsfeld“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht in Alsfeld, das heutige Amtsgericht, das für Storndorf zuständig war. Die Familie von Seebach trat ihre Rechte am Gericht Storndorf 1821 an den Staat ab.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in Amtsgericht Alsfeld und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Storndorf 792 Einwohner. Darunter waren 6 (0,7 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 117 Einwohner unter 18 Jahren, 321 zwischen 18 und 49, 183 zwischen 50 und 64 und 168 Einwohner waren älter. Die Einwohner lebten in 321 Haushalten. Davon waren 75 Singlehaushalte, 96 Paare ohne Kinder und 120 Paare mit Kindern, sowie 24 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 78 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 201 Haushaltungen lebten keine Senioren.

Einwohnerentwicklung

Historische Religionszugehörigkeit

Wappen

Blasonierung: „Wappenbeschreibung: In goldenem Feld ein durch zwei Rinken zusammengeschlagener, doch noch etwas voneinander stehender schräglinks gelegter Kesselhaken, dessen Zacken sich abwärts, also zur Linken kehren.“

Das Wappen wurde der Gemeinde Storndorf im damaligen Landkreis Alsfeld am 5. April 1957 durch den Hessischen Innenminister genehmigt. Gestaltet wurde es durch den Bad Nauheimer Heraldiker Heinz Ritt.

Der Kesselhaken ist ein Verweis auf die lange Tradition der Zunft von Kessel- und Nagelschmieden in Storndorf. Er wurde bei der Schaffung des Wappens der Gemeinde Schwalmtal in das neue Wappen übernommen.

Infrastruktur

  • Im Ort treffen sich die Landesstraßen 3162 und 3164.
  • In Storndorf gibt es ein Dorfgemeinschaftshaus, einen Kindergarten mit Betreuung von ein bis sechs Jahren und eine Grundschule.

Des Weiteren befinden sich in Storndorf zwei Bäckereien, ein Dorfladen, mehrere Kneipen und eine Kfz-Werkstatt.

Söhne und Töchter des Ortes

  • Friedrich Engelbach (1800–1874), Advokat und Abgeordneter
  • Ludwig Lang (1861–1938), Präsident des Oberlandesgerichtes Darmstadt

Literatur

  • Suche nach Storndorf. In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
  • Literatur über Storndorf nach GND In: Hessische Bibliographie
  • Literatur über Schwalmtal-Storndorf nach GND In: Hessische Bibliographie

Weblinks

  • Ortsteil Storndorf In: Webauftritt der Gemeinde Schwalmtal.
  • Storndorf, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  • Website des „Kulturvereins Storndorf“ zum Ortsteil

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

Einzelnachweise


Reisemobilplatz Storndorf Stellplatzfuehrer.de

Elevation of Storndorf, Schwalmtal, Germany Topographic Map

Storndorf von oben Ortsansicht am Rande von landwirtschaftlichen

TV Storndorf überreichte 250 Euro an den Kindergarten Storndorf

Wohnmobilstellplatz Storndorf im Wohnmobil Atlas